Delila oder Der Liebestest
Komödie in drei Akten von Franz Molnár
Premiere am 23. Januar 2016, Großes Haus
Auch Gastwirte haben große Gefühle. Mitunter sind sie so eruptiv und zupackend, dass sie außer Kontrolle geraten. Virág ist Betreiber einer Lokalität, in der man sich müde schuftet, ohne reich zu werden. Plötzlich fällt ihm und seiner Frau ein Lottogewinn in den Schoß. Aber statt ins Geschäft und in die Familie zu investieren, plant der Schwerenöter, das Kapital einer Liebschaft zu opfern. Seine Angestellte Ilonka, von ihm heiß begehrt, ist durchaus bereit, sich ihrem Chef hinzugeben. Beide rechnen aber nicht mit der Cleverness von Gattin Marianne, die am Ende nicht nur ihr eigenes Auskommen sichert, sondern auch noch eine neue Ehe stiftet. Ihr Liebestest lässt weder den Gatten noch die Rivalin ungeschoren. Der Bezug zur biblischen Geschichte um Samson und Delila ist kaum mehr als ein ironisches Augenzwinkern des Autors mit dem Mythos. Wie stets bei Molnár lebt auch dieses 1937 uraufgeführte und zu Unrecht vergessene Stück vom Witz und Lebensmut einfacher Leute.
Franz oder Ferenc Molnár (1878–1952), bekannt vor allem für das Stück »Liliom«, war zu Lebzeiten ein weltweit gefeierter Starautor. Aus einer jüdischen Familie stammend, emigrierte der in Budapest geborene und vielfach als »ungarischer Molière« bezeichnete Dichter 1940 in die USA. Er starb nach schweren persönlichen Schicksalsschlägen in New York. Etliche seiner über 30 Bühnenwerke wurden neu bearbeitet und von bedeutenden Regisseuren, wie Billy Wilder und Fritz Lang, erfolgreich verfilmt.
Wir danken der Vattenfall Wasserkraft GmbH & Co. KG für die Unterstützung im Rahmen ihrer Stückpatenschaft.
Spieldauer: 1 h 20 / keine Pause
Bühne und Kostüme
Alexander Martynow
Dramaturgie
Johannes Frohnsdorf
Virág
Matthias Winde
Marianne (seine Frau)
Manuela Stüßer
Ilonka
Anne Kies
Berényi
Marcus Ostberg
Schankbursche / Häuseragent
Johannes Arpe
Rechtsanwalt / Autoagent
Joachim Brunner
Kritik in der Ostthüringer Zeitung (Auszug)
25.01.2016, von Ulrike Kern
Ulrike Kern (OTZ) zeigt sich sehr angetan. Es sei ein „kurzweiliges Stück von 80 Minuten, spritzig, auch durchaus witzig bei aller Tragik, mit einem bemerkenswert zeitgemäßen Blick auf Liebe und Moral.“ Über Regisseur Oliver Trautwein fasst sie zusammen: „In seiner Inszenierung bringt Oliver Trautwein seine Figuren glaubwürdig, liebevoll und sehr menschlich auf die Bühne – ganz ohne moralischen Zeigefinger.“ Stattdessen arbeite er "die Sehnsucht nach dem großen Glück, die Verzweiflung, das Taktieren und auch die Verzweiflung der Liebenden" hervorragend heraus. Ihr Resümee: „Viel Applaus zur Premiere für eine gelungene Inszenierung und ein wiederentdecktes, kurzweiliges Stück“.
Kritik im Freien Wort (Auszug)
29.01.2016, von Peter Lauterbach
Während Peter Lauterbach in seiner Kritik das "Universum der Gefühle" als großen Aufhänger nimmt und dafür ein Liebeslied von Herbert Grönemeyer mehrfach zitiert, beschreibt er die Inszenierung von Oliver Trautwein als eine "amüsante Spielerei mit den uralten Plagegeistern der Menschheit, den Gefühlen, ohne die sie aber auch niemals sein könnte". Über die Schauspieler schreibt er, sie schaffen "alleine durch ihr Spiel knisternde Spannung" und durch die "ihnen eigene Komik illustres Vergnügen". Dass Oliver Trautwein jede Figur zum Ausdruck ihrer Gefühle einen Song covern läßt, sei eine "super Idee, die blendend funktioniert".